Nach der Eröffnungsrede von Jürgen Köppel, CEO der Leitz Gruppe, leitete Kai Pless, Geschäftsführer des Bundesverbands ProHolzfenster, das Symposium mit einem zukunftsweisenden Vortrag ein. Darin erläuterte er die Bedeutung von Holzfenstern im Rahmen einer nachhaltigen Bauwende und stellte die Potenziale dieses Werkstoffs in den Vordergrund – insbesondere in Bezug auf CO₂-Bilanz, Materialqualität und gestalterische Möglichkeiten. Pless ging zudem auf die aktuelle politische Lage ein und betonte sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen im Kontext von Klimaschutz, Ressourceneffizienz und einer neuen Umbaukultur. Im Hinblick auf eine künftig steigende CO₂-Bepreisung hob er drei zentrale Aspekte für die Zukunft des Holzfensters hervor: Kohlenstoffbindung, lange Lebensdauer und Kreislauffähigkeit. Zudem skizzierte er Ziele, die von der Branche noch zu verfolgen sind, um die natürlichen Vorteile des Werkstoffs Holz weiter zu stärken.
Jürgen Goll, Geschäftsführer der autera GmbH, präsentierte in seinem Vortrag technische Lösungen zur montagefreundlichen und ressourcenschonenden Gestaltung von Fensterkonstruktionen. Im Fokus stand das innovative Befestigungssystem G-FIX, das speziell für die Trockenverglasung entwickelt wurde. Es ermöglicht eine dauerhafte Dichtheit sowie eine vereinfachte Montage und die Wiederverwendung der Glasleisten bei einem Glastausch.
Gemeinsam mit dem ergänzenden System T-FIX für den Elementbau sorgt G-FIX für eine zuverlässige mechanische Fixierung der Glasscheibe. Goll hob hervor, dass die Systeme nicht nur Zeit sparen, sondern auch die sortenreine Trennung der Materialien am Lebensende des Produkts erleichtern – ein wesentlicher Beitrag zu Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.
Unter dem Titel „Die Zukunft ist heute“ zeigten Martin Wiesmann und Martin Stöger von Remmers GmbH, wie eine biozidfreie Imprägnierung und Digitalisierung den Fensterbau voranbringen. Im Mittelpunkt stand eine umweltfreundliche Imprägnierung, die das Holz nachhaltig schützt und maßgeblich zur Recyclingfähigkeit beiträgt. Als wesentliche Voraussetzung für den Stoffkreislauf ausgedienter Holzfenster stellte Martin Stöger sein Konzept des digitalen Produktpasses vor, der als offene Branchenlösung angelegt ist. Zur Identifikation des Fensters wird ein QR-Code in die Glasscheibe eingebracht und alle während des Produktionsprozesses entstehenden Produktmerkmale können dann unter diesem Code in der Cloud gespeichert werden, so dass auch nach Jahren noch nachvollzogen werden kann, was wie verarbeitet wurde.
Ein zentraler Aspekt der Zukunftsfähigkeit des Holzfensters ist eine moderne und effiziente Produktion – diesem Thema widmete sich der nächste Vortragsblock. Alexander Schwarz, Technischer Leiter bei Kneer Südfenster, zeigte in seinem Beitrag die technologische Entwicklung des Unternehmens auf und veranschaulichte, wie Kneer den Wandel in Design und Fertigung aktiv mitgestaltet. Er betonte die Bedeutung vorausschauender Investitionen und innovativer Produktionsmethoden, um den Anforderungen eines sich wandelnden Marktes gerecht zu werden. Besonders hervor hob er die Notwendigkeit, Produktionstechnik und -prozesse an die zunehmende Individualisierung der Produkte anzupassen. Ein zentrales Beispiel war der Umbau von einer klassischen Durchlauffertigung hin zu einer flexiblen Einzelteilfertigung mit CNC-Maschinen – eine Lösung, mit der Kneer die Herausforderung „Menge trotz Vielfalt und Losgröße 1“ erfolgreich gemeistert hat.
Auch der anschließende Vortrag widmete sich der zukunftsfähigen Produktion von Fenstern – diesmal mit dem Fokus auf die Herausforderungen und Chancen im mittelständischen Handwerksbetrieb. Anton Manhart, Geschäftsführer des familieneigenen Unternehmens, zeigte unter dem Titel „Vom Sachl zur modernen CNC-Technik“, wie kontinuierliche Modernisierung – beginnend mit der Einführung der ersten CNC-Maschine 2007 und der weiteren Flexibilisierung seiner Fertigung bis heute – zu einer wettbewerbsfähigen Produktion führt. Sein Fazit: Zukunftsfähigkeit hängt nicht von der Größe des Betriebs ab, sondern von der Bereitschaft zum Wandel.
Michael Mosner von der Homag GmbH widmete sich in seinem Vortrag den Herausforderungen und Lösungsansätzen der CNC-Fensterfertigung. Er zeigte, wie Homag seit 1989 erfolgreich CNC-Technik einsetzt und heute insbesondere auch kleinen Betrieben flexible und wirtschaftliche Einstiegsmöglichkeiten bietet. Im Fokus standen Aspekte wie Variantenvielfalt, Sonderformen, Qualität und Wiederholgenauigkeit. Ein besonderes Augenmerk legte Mosner auf die Initiative „Fenster und Türen fürs Handwerk“ (KFTH) – eine Kooperationsgruppe aus acht Premium-Partnern und Zulieferfirmen. Ziel dieser Plattform ist es, Fensterbaubetrieben beim Übergang von klassischen Winkelanlagen zur CNC-Fertigung praxisnahes Wissen und erprobte Lösungen bereitzustellen. Ein zentrales Angebot ist ein bereits eingefahrenes und produktionsbereites Fensterpaket, das einen kosteneffizienten Einstieg in die CNC-Technik ermöglicht.
Anton Kislinger, Branchenmanager bei Leitz, zeigte in seinem Vortrag, wie leistungsstarke Werkzeuge die wirtschaftliche Fensterproduktion unterstützen. Im Mittelpunkt stand das innovative Werkzeugsystem ProfilCut Q, das durch hohe Schnittqualität, Produktivität, Effizienz und Nachhaltigkeit überzeugt. Mit seinen Ausbaustufen PREMIUM für hohe Schnittgeschwindigkeiten und kürzere Bearbeitungszeiten, der nachschärfbaren und durchmesserkonstanten PLUS-Ausführung und einer DIAMOND-Version für Harthölzer bietet dieses Werkzeugsystem die passende Lösung für unterschiedlichste Anforderungen. Ergänzende Technologien wie RipTec, hybride Schneidwerkstoffe und Schrumpfverbindungen für höchstmögliche Präzision und lange Standwege machen ProfilCut Q zu einem zentralen Bestandteil einer ressourcenschonenden und zukunftsorientierten Fensterfertigung.
Den Abschluss des Leitz Symposiums bildete der Vortrag von Detlef Timm, Geschäftsführer der Hans Timm Fensterbau GmbH & Co. KG, unter dem Titel „Willkommen im Heute“. Timm zeigte anschaulich, wie klassische Kastenfenster ressourcenschonend saniert und in den Materialkreislauf zurückgeführt werden können, ohne dabei ihren architektonischen Charme zu verlieren. Am Beispiel aus Berlin verdeutlichte er, wie seit 1999 erfolgreich die ganzheitliche und wissenschaftlich fundierte Runderneuerung von Holzfenstern umgesetzt wird. Modernisierte Kastenfenster erreichen dabei in puncto Dichtheit, Wärme- und Schallschutz oft bessere Werte als neue Fenster. Besonders betonte Timm den Vorteil des zweischaligen Aufbaus: Die Renovierung kann schrittweise erfolgen, wobei die Maueröffnung stets geschlossen bleibt. Vor dem Hintergrund wachsender Bedeutung von „Reuse“ und „Repair“ sieht er in Kastenfenstern ein enormes Zukunftspotenzial und eine mögliche Renaissance im modernen Fensterbau.
„Die Beiträge des Symposiums unterstrichen das große Potenzial des Holzfensters in Bezug auf Gestaltungsvielfalt, CO₂-Bindung und Langlebigkeit. Zentrale Aufgabe der Branche ist es nun, dieses Bewusstsein auch bei Architekten und Bauherren zu verankern, betonte Andreas Kisselbach, Moderator des Symposiums und F+E-Verantwortlicher bei Leitz in seinen Schlussworten. Die starke Resonanz und das durchweg positive Feedback zeigen: Das Thema bewegt die Branche.